Schlagwortarchiv für: Briefe nach Bitterfeld

Jenseits der Revolution wartet die Sprache

 23:22 Uhr

die letzte Seite widme
ich …

Schlüsselbund verloren
Oh, NEIN!
Katastrophe

die Menschen funktionieren
so gut, wenn man sich
einfach für einen Moment
aufeinander einlässt
einlassen kann

du bist auf der Arbeit, Ich

ist die Ich-Blase [es gibt kein Ich jenseits von allen]
meine Verantwortung, werde ich [es gibt kein Wir ohne Ich]
darauf programmiert (von wem?) [sie sind unsichtbar, Du]

Es ist ein ganz normaler
Donnerstag und wir
treffen uns nach der
Arbeit. Wir kochen etwas
und erzählen vom Tag, du
erzählst von den nervigen
Passagieren und ich
höre dir zu, weil ich das
so bewundere, dass
ich diese Worte nicht
finde, nie spreche ich
so wie du und doch
fühle ich mich gleich.

Ich muss lachen.

23:28 Uhr [1:23 Uhr]

 

Jenseits der Revolution wartet die Sprache

blauer Stift, weißes Papier

ab wann kann ich einfach
so, ein guter Mensch, sein
jenseits der Sprache und
auch mit ihr
mit dir ist die Arbeit
besser zu ertragen

bist du auf der Arbeit

wer bin ich
wenn ich schreibe
wo
welche Worte
bilden mir ein
dass ich etwas bedeute

blauer Stift, weißes Papier, ›Du‹Wer?

krass, Therapiesitzung [keine Psychoanalyse!] Wording beachten
fast vorbei und das Leben [realistische Schreibweise]
ist eine gute Geschichte [unverhoffte Wendung]
jenseits der Idiosynkrasie [lebt man zusammen]
wartet das nichts, das [alles ist da]
sich so schwer ertragen lässt [weniger]
wenn man das Leben [die Leidenschaft]
so liebt [einfach akzeptiert]

die Menschen, alle (fast)
du, ach, wer ist das ›Ich‹
sich zu behaupten

Wer hier noch folgen

kann der/die/beide
können sich was gönnen

Held stellt alles infrage

einsame Frau mit Kaufl.xtüte
kommt, stellt sich an Tische
redet, hat keine Zähne, etwas
Akzent und sie räumt
selber ein, sie sei „etwas
betrunken“, der Wirt kennt
das Viertel und die Einsamkeit
begleitet er wieder hinaus,

ehe sie in der Nacht verschwindet
dort kam sie her
dort geht sie hin
niemand hat sie gesehen
einer hat sie gehört
es wird nichts ändern

Held stellt alles infrage

Hobbypsychologen

ist der Schriftsteller nicht
ein anderes Ich
eine Kunstfigur
kein empirischer Maßstab

Hobbypsychologen rätseln
und verzweifeln
männlich, weiblich, divers

Mann chattet mit der Heimat
und trinkt 3 Gläser Wein

Schafft man es
die eigene Perspektive
wirklich zu öffnen, sie
zu verlassen, er

das Spiel ist bald aus
der Held stellt sich selbst
jetzt weniger infrage

hier können zwei Gründe
genannt werden

[ vergessen ]

Du bist auf der Arbeit, Ich

du bist auf der Arbeit
und ich behüte die
Kinder

was soll ich ihnen erzählen
wer sind ihre Vorbilder
wer sollen sie sein, wie?

sie werden fragen, später
ich frage mich jetzt, du

darf man Gedanken
einfach so öffentlich
machen, wenn sie Menschen
betreffen

Hoffnung hoffentlich

Welches Thema wäre
wichtig
wichtig wäre
miteinander reden

Wir reden miteinander
du kommst von der Arbeit
und ich auch, wir haben
zwei Tage frei und können
uns endlich etwas erzählen

Wenn wir keine Zeit haben
können wir uns nicht
kennenlernen

Kennenlernen ist kein
determinierter Prozess
wir müssen uns immer
weiter begegnen, weiter und
wieder

erneut: müssen
warum dieses Wort

was denkst du darüber
wann und wie denkst du
an wen denkst du
wenn du an mich denkst
gehöre ich dann mir oder dir
und wieso können wir
uns nicht einfach nur so
lieben und gefallen

ich muss meine Schicht
tauschen und die freie Zeit

wird unterbrochen, wenn ich
nicht hingehe, dann verliere ich
alles

Anmerkung:

Habe diesen Text gg. 9 Uhr
begonnen, inzwischen ist
es 22:55 Uhr und es
fehlen noch 5 Blätter
man könnte so langsam
also zum Wesentlichen
kommen

du bist auf der Arbeit

darf man das Leben, das
Denken und die eigene
Suche (wonach) einfach
so berichten (wem?), erzählen

erzähle eine Geschichte
auf einer Party
es ist 2007 und die
Welt war irgendwie
noch in Ordnung

halte ein Plädoyer auf die
Freiheit

junge Menschen sind froh [wirklich?]
dass mal jemand mit ihnen
über die Zukunft spricht, und
auf das Wort Krise verzichten
wir gemeinsam

Blicke treffen sich in der Hoffnung [hoffentlich]

Ego-Probleme, Eitelkeit

Keine Ahnung
wohn mit der Sprache
wenn man alleine ist

Ego-Probleme ermöglichen
keinen Dialog
wann reden wir wieder
wie kann man sich
einfach so nur gefallen

wenn ich gefalle
wem gefalle ich
warum und wie
werde ich nicht auch
ein eitles Arschloch

das Schreibexperiment
kreist und das Ich, das
sich selbst gefällt, wirklich?

welches Profil würde
mir selber gefallen

 

ich swipe nach links
und bekomme keine
Komplexe, es ist alles
gut und gesund

Ich, das Problem

eine arme Frau sucht
die Humanität auf der
Straße, ein Mann spuckt
sie an, sein Blick schreit
nach Verachtung

– Wer macht diese Menschen
– Warum
– Was bringt uns das als Gesellschaft

Wer ist wir und
warum können Menschen
nicht einfach menschlicher
sein

Wenn ich etwas möchte
vergesse ich dann
dass du etwas möchtest
das anders ist
auch dann, wenn wir
das gleiche wollen

wir werden uns nicht
verstehen

ich habe einen Fehler
gemacht, wer drängt
dich in Muster, die
man ablehnen will

– bin ich das Problem
– bin ich allein

Du bist einfach da

Wie kann ich handeln
ohne mich selbst zu
überwachen, wenn ich
handele, liegt es
an den Menschen oder
an dem Menschen, den
du in mir siehst, den
ich ignoriere

Kann man die Distanz
überwinden und trotzdem
zu sich finden

Was bleibt, wenn ich
dir einfach vertraue

Vertraust du mir
Wann
Warum
Wann nicht
Warum
Wer will das wissen
Warum

du bist einfach da

Glas zerbricht, Imperativ

Wenn du dich schützt
kann ich das verstehen
und trotzdem nichts
machen

alles wird schlimmer

jede Bewegung geht in
die falsche Richtung, jedes
Wort ist ein Trigger der
drohenden Katastrophe

dein Lachen
die Schüchternheit zeigt
mich als Täter, der das
Glas bricht, nicht das Eis

Sag mir in wenigen
Worten oder Gesten
durch Handeln –

„Sag mir“ ist ein Imperativ

Totale Verhütung

Menschen laufen an einer
Bar vorbei und gehen
nach Hause, Paare, Einzelne
Matches lieben sich später
oder einfach nie

Die totale Distanz ist die
beste Verhütung

Herzen brechen ganz oder
gar nicht

du rufst an und
erzählst, dass der Junge
heute das erste Mal
gelaufen ist

Weinen im Hotel

Versuche, das zu verstehen
die Sprache, den Körper, die
Blicke, das Gefühl, die
Situation(en)

 

– möglicherweise mehrfach
gescheitert

– wie kommt man
an die richtige Version

– gibt es eine wenn
mehrere Menschen, alle
verschieden

— so noch gar nicht betrachtet
Abgründe tun sich auf

Duell ohne Sieger

Nettes Gespräch mit der Ärztin
über Vitamin D und Tabletten.

Die Sucht, die Nadel ver-
weigert, dann auf so etwas
wie Vernunft geeinigt.

Duell ohne Sieger/in, aber
beide verständigen sich (positiv).

Auf der Straße liegen die
lebenden Toten, ein
eitriger Fuß, keine Versicherung
ein reicher Journalist
hat die kritische Distanz
in Philadelphia entdeckt
und scheitert letztlich an
der eigenen Intelligenz
(hegemoniale Sprechposition)

der Amerikanische Traum
ist eine Lüge, eine Illusion
und was kommt danach