Aus dem Nichts ist so nicht ganz richtig

Da bin ich nun. Mitten in Kalk. Zurückgeworfen auf das Ich. Mitten in der Pandemie. Schreibe so vor mich hin. Endlich mal wieder was texten. Offen an allen Ecken und Enden. Projekte laufen – aus. Instagram macht mich fertig. Überall braucht man Bilder. Für was eigentlich. Will auch. Für alle. Für mich. Bisschen beliebt sein. Suche mir Hilfe. Bezahlt. Mein Text kommt aus der Retusche. Bangladesh! Mehr Kontrast. Geht kaum. Aber: Irgendwie schicker. In echt. War aber nicht mehr so real. Kann man auch deutsch aussprechen. Dann klingt es fast philosophisch.

Hab noch paar Alte. Dies das. Müsste ich mal hier reins… Irgendwann in einer freien Minute. Fotoalbum. Die ganzen genialen Texte auch rein. Alles Poesie. Große Gedichte. Klasse, mindestens Fragmente. Auch all das Angefangene ist super wertvoll für die Nachwelt. Werde ich alles in die Box packen und dann raushauen. Großer Knall. Dann richtig. Vom Anfang ans Ende. Fertigmachen. Alles so richtig. Paar Essays, Romane. Die digitale Welt als ganz große Bühne!

Telefon klingelt – Festnetz.

„Hallo…?“, sagt einer in die Leitung. Ich bin der Eine. Die andere Seite schweigt oder spricht nicht. Vielleicht gibt es sie gar nicht. Vielleicht auch klassisch verwählt. Klassisch, aber schlechte Erziehung. Oder eine Maschine. Schon oder endlich. Whatever. Der Lektor ist es nicht. Genervt. Auch nicht die Lektorin. Scheiße. Könnte gut werden. Wenn der endlich anruft und sie den Text animiert hat. Oder er. Geschlechter sind den Buchstaben egal. Geht nur um die Punchline. Verkaufen hat wer gesagt. Nicht verwählt. Wäre gut, wenn die endlich mal wieder hier durchklingeln. Hier oder woanders. Klingeln. Klingelbeutel. Ist bald so weit. Kohle ist durch. Also auf. Also weg. Brauch mal wieder was Input. Finanziell. Könnten doch mal was schicken.

Meldet sich keiner. Wahrscheinlich war das letzte Manifest einfach kacke. Festnetz schalte ich trotzdem ab. Internet geht sowieso nicht mehr richtig.

Alles aus dem Kopf in die Datenbank.

Also ich habe jetzt überlegt, neulich auf dem Parkplatz bei Netto, das ist ziemlich genau der Ort – dort kam mir der Gedanke: Ich mache das noch mal wie früher. Einfach bisschen schreiben. Für nix und niemand. Hinein in die Datenbank. Open End wie alle Projekte. Nicht alle. Befinde mich im vierten Akt. Die eine Lerngruppe denkt vielleicht an Gustav Freytag. Retardierendes Moment. Moment. Gleich hab ich es.

Ich sag (kann hier wie ‚ch‘ gesprochen werden) im Unterricht immer: Schreibplan, Konzeptpapier und dann richtig gute Texte. Zeit festsetzen und so. Ehrlich gesagt: Das ist nur die halbe Wahrheit.

Vorhang. Bei Lesenden klatscht der Zweifel Applaus. Das Missverständnis wartet im Parkhaus. Altmodisch gekleidet (aber: modisch!). Auto vielleicht ein alter Volvo oder Opel Kadett. So in die Richtung. Parkend.