In drei Tagen

Komm, wir gehen
dorthin und dann
wird es uns
nicht wieder
trennen

du hast
vergessen
dass wir
kein
dorthin
mehr
haben

wir haben
nur hier und
jetzt

na gut.

Schattenspiele im Wald

Es war einmal ein kluger Fuchs namens Ferdinand, der in einem Wald voller vielfältiger Tiere lebte. Die Tiere des Waldes hatten sich zu einer Gemeinschaft zusammengeschlossen, um ihre Interessen zu vertreten und für ihre Rechte einzutreten. Ferdinand war ein Mitglied dieser Gemeinschaft, die von einem Ratsgremium geleitet wurde.

Der Waldstaat hatte einst die Idee gefördert, dass Bildung und Kultur für alle zugänglich sein sollten, um eine gerechte Gesellschaft zu schaffen. Doch mit der Zeit entstand eine Unwucht und die Menschen blieben oft ungebildet und unpolitisch. Manche glaubten dennoch, dass sie klüger als die anderen waren und fühlten sich deshalb zu Höherem berufen.

Man hatte sich über die Jahrhunderte an vier Jahreszeiten gewöhnt. Doch seit einigen Jahren kam eine fünfte Jahreszeit hinzu, die alles durcheinanderbrachte. Einige suchten nach den Ursachen und vermuteten, dass die intensive Rodung der Baumbestände zu viel Sonne auf den Waldboden brachte. Andere vermuteten eine göttliche Kraft, die sich gegen das Waldvolk verschworen hatte.

In den Institutionen des Waldstaates geriet inzwischen alles durcheinander, weil die Waldbesiedelung völlig umgekrempelt wurde. Die Schattenplätze wurden rar, der ganze Wald war plötzlich in Bewegung und die alte Ordnung wurde umgestoßen wie ein Holztisch voller loser Blätter. Natürlich verstanden sich die Tiere untereinander nicht sofort.

Der kluge Fuchs Ferdinand fand, dass die Gemeinschaft der Tiere, trotz ihrer guten Absichten, nicht alle Mitglieder gleichermaßen repräsentierte. Ferdinand, der die Sorgen und Nöte vieler Tiere kannte, fühlte sich von der Gemeinschaft nicht angemessen vertreten.

Der Rat und der Waldstaat, die einst für Gerechtigkeit und Chancengleichheit standen, schienen nun die Interessen der Unsichtbaren zu vertreten, die die feudalen Machtstrukturen nutzten. Die kapitalistischen Patriarchen beuteten alle aus, wobei einige etwas weniger ausgebeutet wurden als andere.

Ferdinand verstand, dass man als Waldgemeinschaft nicht in der Lage war, sich dem Kampf gegen diese mächtigen Strukturen zu stellen. Gleichzeitig war der Wandel bereits in vollem Gange und als Vertreter des Staates musste man längst täglich neue Wege finden, um die alte Hoffnung auf Gerechtigkeit wiederherzustellen.

***

Eines Tages beschloss Ferdinand, den Tieren im Wald einen offenen Brief zu schreiben.

Yo, liebe Leude im Wald,

ick bin der Ferdinand, dit schlaue Füchslein, wat hier in’n Wald für‘n Waldstaat ackert. Wisst ihr, dit war mal ’ne honore Idee, dass alle hier im Wald die gleiche Chance ham sollten, wat Wohnung, Essen, Bildung und Kultur angeht. Aber ick sag euch, det lief zuletzt nich mehr.

Ick hab’n guten Job, aber die Jungs und Mädels, die dit Ganze schmeißen sollen, die sind oft voll überfordert, stur und unpolitisch. Und se verstehen nicht dit sich allet ändert, dit is voll Banane. Weil et manchen och noch zu jut jeht, aber andere eben nich. Et is alles aus’m Gleichgewicht wie überall. Alles voll im Dispo, aba noch nich janz abgerauscht.

Mittlerweile hat sich ’ne Schicht rausgekristallisiert, die sich durch fancy Shopping celebriert. Und ick jehör ja dazu…

Aber ick hab och dit Gefühl, ick mach mit bei ’ner Show, wo ick am Ende weniger Kohle ziehe. Dit is double frustrating, ick muss de Jewinnern helfen, aber jehör och nich‘ zu de wirklich arme Leute.

Mit ’nem schweren Kopp sag ick Tschüss und such mir ’nen neuen Weg, um uns hier im Wald mal janz anders zu verstehen.

***

BEKANNTMACHUNG AN DIE EINWOHNENDEN DES WALDSTAATES

Die in dem Schreiben von Fuchs Ferdinand enthaltenen Inhalte manifestieren offenkundige Anhaltspunkte für eine Desavouierung der herkömmlichen Regularien und Standards des hiesigen Gemeinwesens und ergo eine latente Gefährdung der sozialen Ordnung sowie der strukturellen Stabilität.

Der Initiator des genannten Schriftstücks, Ferdinand, hat sich offen gegen das übergeordnete Beschlussorgan und die konstituierten Ordnungsprinzipien des Wohn- und Gemeinschaftsraumes „Waldstaat“ positioniert.

Als Konsequenz wird festgehalten, dass das Handeln dieses Taugenichts als potenziell destabilisierend für das gemeinschaftliche Wohlergehen interpretiert werden muss. Eine unverzügliche Separation und Transferierung in eine geeignete Institution zur psychologischen Behandlung wird angeordnet.

Nachahmenden wird gleiches widerfahren.

Ein dreifaches: Glück Kauf!

***

Dort sitzt er nun, der Deserteur, die Wände halten seinen Geist zusammen. Die Ungerechtigkeit überwacht ihn täglich und das fühlt sich wie eine neue Ewigkeit an. Tage verschwimmen in einer tristen Monotonie, doch der endlose Wirbelwind im Kopf sucht die Freiheit im Fuchsbau. Die Harmonie des Urwaldes und das Rauschen der Bäume bleiben in der Erinnerung ein brennendes Licht. In der Phantasie lebt die Hoffnung auf Gerechtigkeit.

Alte Muster; neue Weisheit

Ich wurde gezeugt
Ich wurde geboren
Ich wurde bestimmt
Ich wurde benannt
Ich wurde ernährt
Ich wurde gewickelt
Ich wurde geliebt
Ich wurde erzogen
Ich wurde ein Kind
Ich war im Kindergarten
Ich sollte blau malen
Ich sollte mich prügeln
Ich sollte so sein
Ich war mehr für lila
Ich ging in die Schule
Ich wurde zum Freund
Ich war Teil einer Gruppe
Ich war gar nicht schlecht
Ich ging auch zum Fußball
Ich war nicht sehr gut darin
Ich war gut ohne Erwartung
Ich war nicht das Muster
Ich war nicht der Lehrplan
Ich war nicht gewollt
Ich war nicht im System
Ich ging trotzdem weiter
Ich ging zur Schule
Ich lernte zu verlgeichen
Ich lernte zu messen
Ich lernte zu streiten
Ich lernte zu verlieren
Ich lernte die Systematik
Ich wurde zur Randfigur
Ich war damit glücklich
Ich wurde gefördert
Ich wurde anders
Ich wurde kein anderer
Ich blieb ihre Erwartung
Ich machte alles so weiter
Ich genügte nie den Blicken
Ich war Orientierung
Ich war der Tritt nach unten
Ich war ihr Hoheitsgefühl

Ich breche hier ab
Ich war alles für sie
Ich war nichts für alle
Ich war alles nie wirklich

Ich bin Ich, 1. Person Sg.
Ich bin frei, selbstbestimmt
Ich bin dennoch abhängig
Ich bin kein Funktionär
Ich bin nicht ihr autistisches Weltbild
Ich bin kein Kapitalist, besitze nicht
Ich bin keine hegemoniale Idee
Ich bin kein Nazi und kein Bürger
Ich bin kein feudaler Lehnseid
Ich bin kein Deutscher in diesem Sinne
Ich bin nicht ihre Verschwörung
Ich bin nicht ihre Angst vor dem Wandel
Ich bin nicht ohnmächtig, sondern bereit
Ich bin keine strukturelle Gewalt
Ich bin eine Struktur der Veränderung
Ich bin kein Erwartungshorizont
Ich bin die Erneuerung, ohne Subvention
Ich bin keine Bestimmung – für sie
Ich bin ein echter Gewinn; trotzdem
Ich bin kein Sohn für den Vater
Ich bin kein Mann für die Damen
Ich bin kein Samen für Rassismus
Ich bin ein Liebender für die Liebe
Ich bin ein Mensch für die Menschen
Ich bin die Revolution

Analyse

Das, was Sie präsentiert haben, hat einige Eigenschaften eines Gedichts. Obwohl es nicht in traditioneller Versform geschrieben ist, weist es bestimmte Merkmale auf, die es poetisch erscheinen lassen:

  1. Struktur und Rhythmus: Obwohl der Text nicht in Strophen oder Verse unterteilt ist, hat er eine gewisse rhythmische Qualität. Die aufeinanderfolgenden Phrasen und Sätze erzeugen eine Art von fließendem Rhythmus.
  2. Persönlicher Ausdruck: Das Werk drückt persönliche Erfahrungen, Gefühle und Gedanken aus. Diese subjektive Darstellung ist typisch für viele Gedichte, die oft aus der persönlichen Perspektive des Autors verfasst sind.
  3. Bildhafte Sprache: Es werden Metaphern oder bildhafte Ausdrücke verwendet, um Emotionen und Gedanken zu vermitteln. Diese Art der Ausdrucksweise ist in der Poesie häufig zu finden.
  4. Reflexion und Tiefe: Das Werk zeigt Reflexionen über das Selbst, die Gesellschaft und das Leben im Allgemeinen. Gedichte tendieren dazu, eine tiefgründige Reflexion oder eine Botschaft zu vermitteln.
  5. Freie Form: Moderne Poesie kann eine freie Form haben und muss nicht den traditionellen Regeln von Versmaß und Reim folgen. Es kann eine Vielfalt an Strukturen und Stilen aufweisen.

Aufgrund dieser poetischen Merkmale könnte man Ihren Text als eine Art freies, nicht-traditionelles Gedicht oder als poetische Prosa betrachten. Es ist wichtig zu beachten, dass Poesie viele verschiedene Formen und Stile annehmen kann, und nicht alle Gedichte folgen den traditionellen Regeln oder Strukturen.

Mögliche Reaktionen

Es ist wichtig zu verstehen, dass künstlerische Ausdrucksformen wie Gedichte oder persönliche Reflexionen subjektiv sind und von den persönlichen Erfahrungen, Überzeugungen und Emotionen des Lesers abhängen. Manche Menschen könnten eine ähnliche Reise der Selbstfindung durchgemacht haben und sich daher stark damit verbunden fühlen, während andere möglicherweise eine andere Perspektive oder Interpretation haben.

Manche könnten den Text als introspektiv, kraftvoll und inspirierend empfinden, während andere vielleicht eine klare Struktur oder präzisere Formulierungen wünschen könnten. Es gibt keine einheitliche Reaktion, und die Wahrnehmung des Textes wird stark von individuellen Ansichten und Erfahrungen geprägt.

Letztendlich ist Kunst, wie ein Gedicht, subjektiv, und die Wahrnehmung und Interpretation können von Person zu Person variieren. Es ist möglich, dass einige Leser die Gesellschaftskritik als berechtigt und relevant ansehen, während andere sie als zu persönlich oder egozentrisch betrachten könnten.

Tee und Äpfel

Das Meer macht
heute keine gute Figur
es macht einfach
gar keine

nach dem Spaziergang
sitzen wir am Tisch und
du schälst die Äpfel, die
Kinder haben früher
öfter gelacht; heute
sind sie groß

der Kuchen schmeckt
so süß wie damals mit 14

du lachst
über was eigentlich
habe dich lange nicht
mehr lachen gesehen

das Teewasser zieht
Farbe und Aromen
aus dem Metallsieb

es riecht noch nicht
nach Weihnachten
aber das Jahr
ist fast zu Ende

ein Kind ruft an

wir sprechen über
das Essen, es wird
Apfelstrudel geben

es gibt keine Tradition

warum sind wir katholisch

das Geschenkpapier
kennt keine Konfessionen

die Kinder kennen kein
Geschenkpapier

irgendwo auf der Welt
werden wir alt sein

und das Meer macht
heute keine gute Figur
einfach gar keine
aber wir
segeln los
wenn das Frühjahr kommt
und der Sommer uns lässt

zu heiß, der Tee
die Äpfel süßsauer

…und du rufst mich an

ich weiß nicht
warum es so kommt
du rufst mich an
ich ahne das nicht
und plötzlich ist
alles so

wir streiten uns
so wunderbar
ohne das
wären wir
andere

zusammen

deine glühenden
wangen und die
strahlenden augen
so aufrichtig, hoffe
so siehst du mich
auch; ich kämpfe
für uns, nicht
für mich oder
gegen das, was
wir geworden
sind

du bist so
krass

mutti und vati und die regierungskrise

mutti steht immer
am herd und kümmert
sich darum, dass wir
alle gut satt sind
und wenn streit ist
dann macht sie, dass
wir uns wieder vertragen
sie hält den haushalt
zusammen und sorgt
dafür, dass sich ihr
wille konstant dursetzt
wenn sie bling bling will
trifft sie sich mit dem
bundestrainer für ein
foto und gibt sich als
bismarck II der kaiser
wäre stolz auf die
süße der demokratie

wichtig ist, dass
veränderungen nicht
stattfinden und gute
mütter sind unsichtbar
in der öffentlichkeit
und zuhause der grund
warum eine heimat
zum escape game
werden kann

nicht muss

alle waren zufrieden
sogar die toten hosen
waren plötzlich
völlig lebendige
demokraten, längst
kapitalisten statt
punks

wenn der aperol
fließt
liegen einem
die girls und boys
zu füßen

herrschen ist so schön
an tagen wie diesen

es ist einige zeit ins land
gegangen

ich kann mich nicht erinnern

es wird führung gefordert

aber eigentlich suchen alle
den führer in der krise
den starken mann
der mit der faust auf den
tisch schlägt und alles
vergewaltigt, was nicht
bei drei auf den bäumen
ist, der einfache lösungen
akzeptiert und dessen
kernkraft ein glühender
ring selbstüberschätzung
ist. atomkraft, nein danke

der kleine mann sieht
so seltsam aus im bundestag
ist das überhaupt ein mann
er hat eine glatze! glatze!
er ist intelligent! intelligent!
er macht fehler! fehler
machen nur weicheier
männer sterben dafür

mit dem schild oder
auf ihm

endlich wieder
männer an die front

es ist krieg

wir können uns keine
mutti an der spitze leisten

wer ist wir

wer ist die opposition

warum müssen männer
immer arschlöcher sein
und frauen ihre prinzessin

ende der ära opelgang
heute fährt man zug

ach, ne
missmanagement

presse schimpft auf
die gewerkschaft

deutschlandfunk
macht asterixquartett

was ist mit dem management
wann treten die presse und das
sogenannte volk endlich mal
dorthin, wo die verantwortung
in millionen gewogen wird

wohlstand verpflichtet

atmen, noch etwas atmen

du atmest
so leise und
doch so bedacht
dass ich nie wieder
einfach nur luft
atmen will

wenn wir in der nacht
zusammen sind
dann bist du alles
was ich je sein wollte
und ich bin deine
lunge in der welt

wenn wir
außer atem sind
dann ist alles
so warm und
weich

ich bringe dich
bis zur grenze
und dann
halten wir
kurz die luft an
bis wir uns
einfach wieder
sehen und
atmen

wir scheißen auf alles

es gibt kein morgen
haben sie gesagt und
wir sitzen beim dritten
frühstück diese woche

wir schaffen fakten
jeden tag

unsere berechnungen
haben ergeben
dass wir nie eine
rente bekommen
werden

mathe war und ist
unser schlechtestes
talent

aber du musst doch
glücklich sein, dass
wir deinen prostata
-krebs inzwischen
drei tage früher
erkennen können

du hast keine angst
vor dem tod und ich
habe keine angst
vor dem leben

zusammen sind wir
unmöglich, aber
nur für die
öffentlichkeit

in unserem van
hören wir lieder
von incoming leergut
da ist die welt noch
in ordnung, nur halt
in der falschen

wir haben gekündigt
und fahren jetzt
richtung süden

wenn wir rebellen treffen
werden sie uns lieben
oder erschießen

vorher trinken wir
noch einen tee oder wein

je nach gusto

hauptsache
gelebt
zusammen
gef*ckt
und
einen untergang
lang glücklich sein

besser als nie

kann oder soll

ich habe es
so gelernt und
mich immer
angepasst
untergeordnet
meine hausaufgaben
gemacht und den
fuchsschwanz
schön sauber
gelutscht

einer hatte
schlechte laune
wir haben ihm
mit powerpoint
gekündigt

du passt nicht
in unser hustle
camp. lach doch
wenigstens mal
zum abschied
du zynisches
narzisstenschwein

toxische menschlichkeit
trifft deserteure auf dem
todesstreifen zum black
friday

schnäppchenjäger
macht sich einen pelz
aus der armen sau

nicht weil es sinnvoll ist
weil ersie es können
sie trinken das blut
gegen corona  2
die pandemie kehrt
zurück
. ein blockbuster
an der kinofront
menschen lachen sich
aus und merken es
nicht mal selbst

die würde des popcorns
prickelt wie das salz in der
bedeutungslosigkeit
der ewigen barbierei

wo ist das alte rom
wenn man mal alles
mit gewalt kaputt
-schlagen möchte

nero wird aus der psychatrie entlassen
die sicherheitsverwahrung ist beendet

es kommt zum bürgerkrieg
weil sich nichts ändern soll

eigentlich müsste man mal

aber nein, 16 Jahre
ausgesessen und
davor; eigentlich
seit 1945 keine
innovation

lass mal neu

nein

mein junge macht das

ab 1995 sonst
meine tochter
notfalls

wichtig ist
patriarchen
volle arbeitskraft
gehälter sichern
nazis schützen
immer
immer
nazis schützen
und herren, die
knechte kastrieren

die klassenlose
gesellschaft bekommt
neue zähne vom staat

leben auf der straße
ist der reinste luxus

privatpatienten haben
angst um ihren beamten
-status

arm gegen reich

wer ist schon arm
selbst schuld
kann doch jeder
bisschen reich
sein oder werden
notfalls als
illegales
arbeitstier
hottehü

jeder will doch mal
der fuchsschwanz sein

man kann eh nichts ändern
heißt eigentlich
es soll sich nichts ändern
solange ich hoffnung habe
dass ich meinen status
mindestens behalte
und wenn nicht
dann verbessere ich mich
weil mein chef zwinkert
ab und an und neulich
hat sie mich einbestellt
und ich durfte

es soll nicht sein
was nicht sein soll
ich bin ein autist
mein name ist deutschland
ich beschäftige mich
am liebsten mit mir selbst
oder mit der vernichtung
von menschen

aber das ist nur
die halbe wahrheit

eine gute nachricht
alles, was sich nicht
ändern soll
kann sich
irgendwann
ändern

irgendwann
ist so ein
schönes wort
.

tendenzpresse

ich habe fünf
fragen gelernt
wenn ich keine
davon stellen
kann, dann
bin ich hilflos
wenn ich
keine antwort
bekomme
dann hake
ich nach, bis
ich die antwort
bekomme, die
ich mir vorstelle
wenn ich sie
nicht bekomme
dann bin ich
beleidigt

die argumente
des gegenüber
sind mir egal
ich spreche
nicht zu ihm
sondern
dagegen oder
dafür, das
weiß ich gar
nicht
die kritische
reflexion war
nie prüfungs
-relevant
ich habe nur
erwartungen
bedient und
jetzt sollen
sie gefällig
liefern

missmanagement
nicht nur bei der
d. bahn ein thema

die journalisten
kommen heute
fünfzehn jahre
später
oder gar nicht

weichensteller
enteist die schiene

management
fährt porsche
holt journalisten
zum essen ab

verschwörung
oder
realität

ich frage sie

Du, in Russland

An einem ersten Wintertag
machen wir eine Videoschalte
über 3 Umwege finden wir uns
und du hast noch immer so
zartrosare Wangen wie
damals als wir uns trafen
als du 18 warst und ich auch
inzwischen ist viel passiert
wir haben unsere Liebe
nie länger gelebt als
diesen einen Sommer
bis in den Herbst waren
wir Temperament und
Leidenschaft, Lachen
und Begierde – nie
Kampf, fast nie Neid
oder Eifersucht
wäre es immer so
gewesen und geblieben
es wäre vermutlich
unmenschlich
geworden
irgendwann hätten wir
uns unsere Nähe nicht
mehr geglaubt und
unseren Streit hätten
wir mit einem Mord
im Affekt beendet
weil wir uns lieben
bis heute und der
Konjunktiv bleibt
eine dumme Ausrede
ich hatte den Mut nicht
und du wolltest nicht weg
sahst wie ich heute in
Deutschland eine Kälte
gegen die kein Ofen
etwas ausrichten kann
natürlich wusstest du
auch, dass ich
der lebende Beweis war
dass es ein anderes Land
gibt und Menschen, die
nicht im Vorurteil sprechen
jedem Klischee einfach
entsprechen und die
ihre Freiheit so lieben
wie du. Wir haben es
trotzdem nie geschafft
uns das so zu sagen
uns gegen das alles
uns gegen die Systeme
einfach zu wehren, um
liebevoll miteinander
im Roggen zu liegen

wenn ich dich sehe
weiß ich, dass wir es
irgendwie tun
lange getan haben
und immer tun werden
bis die Hoffnung uns
friedvoll zusammenführt
und neues Leben schafft

bis kein Mähdrescher kommt
und kein Panzer
und kein Imperator

zartrosa sind dein Wangen
und mein Herz ist es auch.

Deep Fake Newism

Man muss dieser Tage
aufpassen, wann und wo
man was sagt. Damit hat
Gottschalk irgendwie recht
aber im Prinzip ist das
gar nicht so neu. Dass man
zu Hause anders spricht
als im Fernsehen ist eher
retro, neu ist allerdings
dass viele Chaträume
die Kneipe, den Stammtisch
das Kaffeekränzchen oder
die TwoPak-Party ersetzen

neu ist in jedem Fall, dass
sich ein Köbes im Brauhaus
mit faschistoiden Witzen
sein Trinkgeld aufbessern
will. Wer auf Sicherheit
spielt, der bindet gleich
Sexismus und Altersrassismus
mit ein, natürlich wird auch
was zur Homosexualität
gesagt, aber die findet
der Mann mit italienischem
Akkzent eigentlich gut, wenn
man seine Gesichtszüge
richtig deutet. Die Maske
nennt sich für heute Toni

Wassermeloni
ist der neue Plural
dem Deutschlehrer fällt der Fehler auf
dem Menschen macht es Angst
dass niemand was dagegen tut

faktisch geht ein alter Mann
in Rente und es ist unklar, ob
er wirklich an den Namen der
Gäste scheitert, oder an der
Zimmernummer

erschreckend ist eigentlich
dass die letzten Wahlen ihm
scheinbar Rechts geben

man darf ja gar nicht mehr
sagen, was man denkt
hier quietschende Tür
doch darf man, aber man
muss mit der Meinung
anderer rechnen

die Meinung ist nicht das Problem
es ist das Verfahren, wenn es selbst
einen Gewaltmechanismus bedient

nun denn, wo liegt das Problem

in einer Talkshow spricht einer
von einer Kampagne gegen sich
oder gegen seine 3. Person
wenn die Kampagne gegen
seine 3. Person geht, warum
regt er sich dann auf

ich habe immer öfter Probleme
wenn ich mich kritisch zum System
verhalte, weil ich damit zum System
-kritiker gemacht werde oder gleich
als Verschwörungstheoretiker
stigmatisiert, das war „in der
Hexenverbrennung“ genauso
würde jetzt der Mann sagen, der
die Alternative exklusiv verwaltet

die Deutungshoheit über die Kritik
kann nicht bei einer einzelnen Gruppe
liegen, wo ist das Versprechen der
Vielfalt, wenn man es wirklich mal
braucht

das Schizophrene ist, dass
sich Konservative mit Konservatisten
darüber streiten, dass sich die Welt
heute nicht mehr mit dem Morgen
vereinbaren lässt

das Reh steht auf der Autobahn
der Benzerfahrer hält drauf
der Unfall ist versichert

ich habe gar kein Auto
und überlege vegan zu leben
nicht weil ich einen Glauben suche (katholisch)
sondern weil ich es kann und weil es
nicht ungesund ist, wenn man
keine Chemie und keine Fleisch
gewordenenen Medikamente
frisst [sic!]

ich schaffe es nicht immer
meine Gewohnheiten umzustellen
die Wahrheit ist auch, wenn ich auf
Fleisch und Globalisierung verzichten
muss, dann gibt es nur noch Kohlsuppe

im Schrebergarten machen sie
Schießübungen und zielen auf
den Kanzler

paradoxerweise ist die Überforderung
eine verpasste Chance, die länger
zurückliegt und die ich als Angst vor
der Erneuerung und vor der Zukunft
begreife. Letztes Jahr um diese Zeit
sagte eine Kollegin: „Es beginnt etwas
ganz, ganz Neues…“, und ich stimmte
ihr dahingehend voll zu, war sogar
froh, dass es endlich mal jemand so
sah wie ich schon fast. Inzwischen
sehe ich die Zukunftsfilme der 90er
täglich auf der Straße, auch die
Klimakatastrophe kommt nicht
als Tsunami, sondern sie wächst
als Pilz oder Flechte. Paradox ist
auch, dass sich Menschen im
Kapitalismus permanent über
den Wohlstand im Neuen definieren
Jetsetten und kaufen, notfalls bei N*
dieser Newism ist aber keine Quelle
für Innovation und Inspiration, wer
wirklich mal etwas Neues macht
der scheitert im Kleinen oft am
Widerstand (hier falsches Wort)
der Kolleg:innen, die „immer schon
gefaxt haben.“ Das Erschreckende
heute sehnen sich so viele wie nie
nach einem Faxgerät zw. 25-45 J.

das Ende ist eine Behauptung
die Literatur muss keine Wahrheiten
schreiben, sie muss auch keine
Rücksicht auf Widersprüche nehmen

solange ich schreibe, schreibe
ich für eine freiheitlich und
inklusive Demokratie mit
ethischem Versprechen
Grundgesetz Artikel 1

die Deutungshoheit über die
›Demokratie‹ kann nicht bei Gestrigen
oder in der falschen Alternative liegen
sie liegt aber auch nicht im Gestern

wenn man glaubt
es bleibt alles wie immer und
wer sich deshalb gegen die
Regierung stellt, der*die hat
die Zeichen der Zeit nicht
erkannt; nicht begriffen

sie flüstern schon von
ihrer heimlichlauten Hoffnung
dass der Bürgerkrieg kommt
sie [sic!] werden sich erkennen
ich werde mich vorher
in den Weg stellen, als Mensch
nicht als Reh oder Maske
hoffentlich als Maschine

es ist an der Zeit
Digitalisierung
ist
keine Entscheidung
sie ist eine
Revolution

wir stecken mitten drin

PAPIERSTAU