Wilde Triebe

Er beschnitt die Apfelbäume und dachte sich, dass es eine blöde Idee gewesen war, mit über 40 noch mal einen Neustart zu wagen. Die Ländereien seiner Eltern warfen kaum etwas ab und mit der Vermarktung der modernen Welt konnte er sich ohnehin kaum anfreunden. Dafür also hatte er seine Stelle bei Gericht drangegeben, die Wohnung in der Stadt war vermietet und die Äpfel nach diesem Sommer schmeckten sauer.

Der Geruch, wenn der Wind durch die Bäume striff, machte jedes Mal, dass er all seine Bedenken sogleich wieder vergaß. Dann war er ganz bei sich und in der Natur, mit den Pflanzen, den Tieren und dem, was da noch ist. Er fühlte sich fast wie Schneewittchen, aber er war weder in einem D*film gefangen, noch war er Jäger oder Zwerg. Das Leben blieb kein Apfelkuchen, alle Pfründe waren schon von Geburt an verteilt.

Er gehörte zu den Gewinnern, das wusste er. Er musste nichts mehr tun, außer diesen Garten an die nächste Generation geben. Er ließ die Schere fallen und griff willkürlich in den Baum und pflückte einen Apfel, biss hinein und dann hörte er kurz nichts. Die Stimmen in seiner Welt waren leise, aber es blieb nicht dabei, denn die schlecht geölte Kette von Ceydas Fahrrad deutete sich aus der Ferne an. Es gab offensichtlich etwas aus der anderen Welt zu berichten.