In der Echokammer

Hier gibt es keine
Wände, keine Türen
nur kein Fenster
nach draußen
verhindert, dass
ich mich befreien
kann. Auf einem
Bildschirm sehe
ich mein Ich als
verschwommene
Version. Die Figur
spricht zu mir
sobald ich anfange
zu denken. Ob die
Stimme wirklich
aus mir kommt
oder nicht, das
kann ich nicht
sagen, dann beginnt
ein helles Surren
es ist unangenehm
ich denke sofort
nicht mehr und fühle
nur noch den Schmerz
manchmal höre ich
jemanden singen
zumindest glaube
ich das, wissen tue
ich es nicht, wer bin
ich, wenn Ich nicht
da ist – einsam
dann höre ich
ein fröhliches
Lied ohne Text
aber die Melodie
könnte Arabisch
sein oder Kurdisch
solange kein Licht
in mich eindringt
muss ich mich
nicht bewegen
es soll alles so
bleiben für immer
warum kommst
du und stellst
mich infrage
sagt mein Ich
und ich
löse mich auf
im Schwarz
bin ich stark
und
unsichtbar
aber lass dich
nicht täuschen!
nie war ich präsenter
als jetzt und hier
wo kein Ort ist
den man aus keinem
Vorurteil kennt

wenn sie davon erfahren
schlagen sie mich tot
so machen Menschen
das seit der Antike

aber ich bin ein Schloss
mein Türcode ist 123456
wenn du eintrittst, werde
ich längst woanders sein
wenn du mein Ich triffst
probier es auch aus und
lass dich verführen von
dem echolosen Gefühl