Top Down, oder: Die Gesellschaftspyramide

Die Ordnung in menschlichen Gesellschaften kann man mit einer Pyramide vergleichen. An der Spitze des Systems steht nicht nur bei sogenannten „dummen Urvölkern“ oder bei „zurückgebliebenen Wilden“ ein König (mit Königin:nen). Der Mann an der Spitze ist überall die wichtigste Figur, um die eigene Rasse zu erhalten. In manchen Ländern wird die politische Arbeit an Jurist:innen abgetreten, dann ist der König unsichtbar. Nur für das Protokoll der rechten Ideologen unter uns: Der König ist kein ›Jude‹, sorry.

An der Spitze des Systems steht ein König, der von allen anderen getragen wird. Vermutlich hat man sich diese Logik ausgedacht, da man sich einerseits selbst nicht gut, selten besser ertragen kann. Außerdem ist es leichter, dass viele Menschen einen Menschen halten als andersherum. Im Prinzip sind menschliche Gesellschaften vergleichbar mit einem riesigen Cheerleaderkorps oder wie eine Tanzgemeinschaft (ist ja bald Karneval).

Der Auserwählte des Systems verfügt über alle Macht (weltlich und außerirdisch), um als Lehnsherr das Land und das Kapital an die Herzöge, Fürsten und adelige Ritter oder Beamte zu verleihen. Wichtig ist, dass man sich der Treue verpflichtet, sonst droht der Galgen für die Jungs und die Psychiatrie für die Mädels. In schlechten Zeiten werden die Verschwörer in der Kirche eingesperrt und kollektiv vernichtet.

In Kriegszeiten müssen die Mächtigen den König unterstützen. Alle anderen werden ins Maschinengewehrfeuer geschickt oder ins Bordell. Neue Menschen werden produziert und durch den Fleischwolf gedreht. Es wäre zu schön, wenn der Krieg ist und niemand geht hin. Im Hintergrund schlägt eine geschlechtsneutrale Macht mit der Peitsche. Ein zartes ‚AUA!‘ erinnert daran, dass der Fetisch jederzeit ernst werden kann.

Damit die Freunde des Königs nicht die ganze Zeit arbeiten müssen, vergibt man die Plackerei an Untergebene, die den König nicht persönlich kennen. Ab jetzt ist das System ein sektengleiches Abhängigkeitsprinzip. Man muss gehorchen und beichten. Im Hintergrund presst sich jemand einen frischen Orangensaft. Sauer macht lustig!

Am untersten Ende der Pyramide stehen die Bauern, wobei das Wort hier in die Irre führt. Es geht eigentlich um die Arbeiter. Es ist nicht gesagt, dass ein Bauer nicht selbst ein Landlord ist, der sich an Erntehelfer:innen bedient. Allerdings wird die Sklaverei in der westlichen Welt gerne als zentrale Säule der Gesellschaftsstruktur ausgeblendet. Wer gegen das Nichts tritt, holt sich schnell eine Zerrung am Kreuzband…

Ganz unten erwirtschaften die Menschen den Wohlstand. Damit niemand abhebt, lastet man ihnen hohe Schulden auf. Ihre schwere Arbeit muss sie jederzeit vom Widerspruch gegen das System abhalten. Ansonsten wird es brenzlich für die Mächtigen. Dann kommt die Gedankenpolizei und fordert ein neues Gesetz, um den König zu schützen. Ende offen.

___

Die Automate sagt:
[…]
Es ist wichtig zu beachten, dass die Wahrnehmung des Textes stark von persönlichen Erfahrungen, Überzeugungen und Sensibilitäten abhängt. Einige Leser könnten den Text als notwendige Provokation betrachten, um wichtige gesellschaftliche Fragen aufzuwerfen, während andere ihn als beleidigend oder unangemessen empfinden könnten.
[…]
Letztendlich liegt die Beurteilung des Textes im Auge des Betrachters, und verschiedene Leser können zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen.

Sonntagsliebe

Du drehst dich
noch einmal zum
Fenster und
die Luft
stickig
schön
wie der Rücken
im Gegenlicht
zur Felslandschaft
gerät
sogleich gerate
ich auf Wanderschaft
durch die Berge und
die Täler in denen
Menschen schon
auf die Botschaft
warten, die Kunde
aus der neuen Welt
erzürnt manche
Schattenfiguren
sie treten ins Licht
und lösen sich auf

der Wind drängt
darauf, dass wir
die Decke noch
einmal über den
Kopf ziehen

die Arbeit ruft

ein Erstickungsanfall
tötet die Literatur

du kochst
einen Kaffee
und sie
denken schon wieder
so eindimensional
dass sie
1+1=1
erzwingen
die Totalitaristen
klammern sich
an die Vergangenheit

Verlustängste
machen dich
bewegungsunfähig
die Schiffe kollidieren
stur fährt der Dampf
durch die Rippen
und dann setzt
das Herz aus

der Autor gießt
Milchersatzgetränk
in seinen Kaffee
und wundert sich
noch immer über
den Singular

Mitmenschen
verlieren sich
in
einer Definition
als wären sie
Bibelmenschen

Widersprüche
werden nicht
produziert
sie sind ständig
da

die Pille wird
abgeschafft
und wieder
eingeführt
für das andere
Geschlecht wünschen
sich 70% den Eingriff
die Gegenseite
schafft Abtreibung ab
und die klare Linie
führt zur Atomkraft(-krieg)

ein schreiendes Kind
liegt auf dem Boden
es ist Ü40 und leitet
das Bälleparadies

überall sind Menschen
in Leitungsfunktion und
verschicken Slides in
einem ausgeklügelten
Kreislauf, der am Ende
in einen Papierkorb in
Moskau führt

wer den Müll beherrscht
kennt auch die Bedürfnisse
der Kund:innen auf der
ganzen Welt

ein Autor
schreibt sich ab

draußen wartet kein Auto
an der Autobahn liegen
zwei Obdachlose am
Tunneleingang
als wären sie
Pförtner
zur Armut

Exkremente dienen
der Abschreckung
niemand kümmert
sich

Menschen sind in dieser
Gesellschaft nicht wichtig
Abschlüsse und
Gehaltsstufen machen
das Ich zum Diktator

der Autor
geht jetzt ins Bett

draußen riecht es
nach frischem Apfelkuchen
eine junge Frau im Haus gegenüber
schlägt frische Sahne
in der Küche
planen sie ihr neues Zuhause

gut, dass wir die anderen sind
und bleiben

der Rücken
riecht Rosa
.

Ost-West-Verwechsler

Der Osten ist
der neue Westen
und der Westen
hat verloren
niemand merkt
wie sie alles
enteignen
nicht die ›Juden‹
sondern die
anderen Mächtigen
die sich
im Hintergrund
ein armes Kind
bestellen
nur damit sie
ihnen dienen kann
sie bringt ihnen
Essen auf dem Rad
und singt auch ein
Lied, sie verkauft
ihre Tipps online
damit man ihn in
der neuen Welt
auch manchmal
sieht, hört und
schmeckt

die Macht ist
so groß und
sie wird immer
größer, in
der Dialektik
sagt man sich
frei von realer
Vernunft; das
Geld macht den
Menschen
gestern wie
heute und
die Prügel
steckt ein
wer die Funktionäre
:innen ihrer Naivität
beraubt oder wer
den Geheimdienst
seiner wilden Partys
beräubert
es gibt keine Verschörung
nur fehlende Rationalität
schlechte Bildung und
verweigerte Innovation
dabei glauben doch alle
an den Fortschritt als
Triebkraft. Es läuft der
Hamster im Perpeto
-nobillet

ÖFFENTLICH STELLTE SICH
RÜCKBLICKEND HERAUS
DASS NIEMAND EINE AHNUNG
VON IRGENDWAS HATTE
ABER ALLE HATTEN ETWAS
GESCHRIEBEN UND VERKAUFT
AUF LESUNGEN ERZÄHLTE MAN
DAVON; NIEMAND HATTE DAS
BUCH WIRKLICH GELESEN
GESCHRIEBEN HATTE ES AUCH
NIEMAND DER ANWESENDEN
SONDERN EINE STIMME IN
BANGLADESH;
UND SO SPRACH MAN HALT
ÜBER DAS WETTER, DAS OBST
UND ÜBER DEN URLAUB IN
DER TOSCANA


eine Exceltabelle
erklärt noch kein Volk
und schon gar nicht
den Menschen

wie kann man nur
so doof sein
.

HATE SPEECH
ist herrlich;
geschlechtsneutral
tritt sie nach
unten

Ideenloser Raum

Treffen sich 5 Gelehrte
m/w—————— (/d)
an einer Kreuzung
sagt die eine zum andern
du kannst so wunderbar
gar nichts gut, aber dein
letzter Noman war eine
mitreißende Analyse
unserer Zeit. Ich habe
direkt eine positive
Rezension geschrieben
in den Journalen feiern
dich die Leute unserer
Kaste für so klar und
pointiert vorgetragenen
Nonsens. Wie du deine
Helden beschreibst
das ist wirklich
außerordentlich
gewöhnlich
sodass
es niemanden
stört

dein Trauma
lässt sich gut
verkaufen

in einigen Passagen
habe ich mich ganz
und gar in mir selbst
nicht mehr wieder
-gefunden

was du schreibst
ist eine Folter, der
sich nur der rechte
Hegemon
ergibt

das Recht auf die erste Nacht
hat noch immer der König
hat noch immer der Markt

wir schreiben über
feministische Literatur
kämpfen um Sichtbarkeit
für die Ausgeschlossenen
und schließen neue aus

DU MUSST
DICH VERKAUFEN
LASSEN

Ich habe heute keine Literatur
für dich. Die Wissenschaft
ist ein toter Raum, ideenlos
feiern sich die gefallenen
Abziehbildchen
der König ist eitel wie
die Königin auch.

Die Privilegien bleiben verteilt
die Kinder der Herren stehen
an der Tür und kämpfen
für das Landrecht
in alten Institutionen

draußen warten die Rechten
mit einem Cocktail aus Hass
und Benzin

in einem Wald
singt ein Dichter
ein fröhliches Lied
über den Untergang

es macht ihnsie glücklich
dass ihmihnen niemand gefolgt
ist.

Ich ist die Summe aller Teile
abzüglich aller Klischees ihrer Welt
und auch meiner.

Wilde Triebe

Er beschnitt die Apfelbäume und dachte sich, dass es eine blöde Idee gewesen war, mit über 40 noch mal einen Neustart zu wagen. Die Ländereien seiner Eltern warfen kaum etwas ab und mit der Vermarktung der modernen Welt konnte er sich ohnehin kaum anfreunden. Dafür also hatte er seine Stelle bei Gericht drangegeben, die Wohnung in der Stadt war vermietet und die Äpfel nach diesem Sommer schmeckten sauer.

Der Geruch, wenn der Wind durch die Bäume striff, machte jedes Mal, dass er all seine Bedenken sogleich wieder vergaß. Dann war er ganz bei sich und in der Natur, mit den Pflanzen, den Tieren und dem, was da noch ist. Er fühlte sich fast wie Schneewittchen, aber er war weder in einem D*film gefangen, noch war er Jäger oder Zwerg. Das Leben blieb kein Apfelkuchen, alle Pfründe waren schon von Geburt an verteilt.

Er gehörte zu den Gewinnern, das wusste er. Er musste nichts mehr tun, außer diesen Garten an die nächste Generation geben. Er ließ die Schere fallen und griff willkürlich in den Baum und pflückte einen Apfel, biss hinein und dann hörte er kurz nichts. Die Stimmen in seiner Welt waren leise, aber es blieb nicht dabei, denn die schlecht geölte Kette von Ceydas Fahrrad deutete sich aus der Ferne an. Es gab offensichtlich etwas aus der anderen Welt zu berichten.

Sie wollen das nicht

Seit Wochen
beherrscht uns
eine Debatte
und niemand
scheint zu verstehen
dass das Ziel damit
erreicht ist

einige finden es toll
dass endlich wieder
frei und offen die Hatz
angekündigt werden darf
die anderen verkaufen
sich als Antagonismus
beide Seiten haben
längst verloren
was man
rationale Souveränität
nennen könnte
oder einfach
klugen Humanismus

gestern sitze ich in einem Gespräch
mein Gegenüber arbeitet mich
chronisch in sein Weltbild ein
und sagt machtgeil: Sie wollen das
nicht. Ich habe keinen Sandkasten
-platz für Sie vorgesehen. Sie
wollen das nicht, das wissen
Sie doch selbst. Machen Sie’s
gut. Macht er schon, danke
tell him something new and
work on your malefunction


Ohnmacht
ist kein Zustand
Schweigen
ist keine Lösung
Papageiengerede
diskriminiert Vögel
Hass
ist keine Attitüde
Unterdrückung
ist ein Verbrechen
immer

Sie sind zu links für dieses Land
Sie könnten ein Sozialist sein
Sie wollen den Kommunismus
Sie wollen gar nicht arbeiten
Sie wollen nicht sein wie ich
Sie schaffen sich besser ab
Sonst machen wir es

mit öffentlichen Mitteln

ein Bergmann
ruft: „Glück auf!“
und singt ohne
Zunge nur in
Gedanken

dann holen sie ihn ab
und niemand wird
etwas gesehen haben
als wären sie nie weg
gewesen
Faschismus ist erblich
wie eine Krankheit

die Faschisten sind
überall, jeden Tag und
faschistoide Dummheit
ist noch weiter
verbreitet


ich baue eine Mauer
in meinem Kopf und
singe ein Lied
für die Freiheit

das wollen Sie nicht.

_
5 Fragen an den Verfasser

1) Welche konkreten Maßnahmen schlägst du vor?
2) Warum berücksichtigst du keine anderen Perspektiven?
3) Was willst du mit dem Text eigentlich sagen?
4) Wie stellst du sicher, dass dein Text nicht rechtsextrem ist?
5) Warum hältst du dich für so wichtig, diesen Text zu verfassen?

Ich ist keine Antwortmaschine. STILL THINKING

Strukturelle Gewalt

Jeden Tag
aber es war doch nicht so gemeint
Jeden Tag
aber wie soll ich das denn wissen
Jeden Tag
du verstehst überhaupt keinen Spaß
Jeden Tag
stell dich nicht so an
Jeden Tag
da mussten wir alle durch
Jeden Tag
erklären Sie die Lücke in Ihrem Lebenslauf
Jeden Tag
wir legen Wert auf Diversity – nicht
Jeden Tag
du kannst nicht machen, was du willst
Jeden Tag
aber Ihre Arbeiten gefallen mir halt nicht
Jeden Tag
sie sind ja wirklich sehr nett, lieber Herr Dödel
Jeden Tag
wir sehen sie nicht in unserem Team
Jeden Tag
leider müssen wir Ihnen kündigen
Jeden Tag
vielleicht können Sie ja Witze erzählen
Jeden Tag
sind Sie irgendwie verrückt, sehen Sie Geister?
Jeden Tag
sind Sie dumm oder so
Jeden Tag
sagen Sie doch mal was anderes, zeigen Sie Titten oder so? (Spaß, Zwinkersmiley)
Jeden Tag
hören Sie mir überhaupt zu?
Jeden Tag
so geht das nicht, so kann man doch kein Gespräch führen!
Jeden Tag
jetzt tun Sie mir wirklich leid
Jeden Tag
ich kann Ihnen aber auch nicht helfen
Jeden Tag
ich kann nichts mit Ihnen anfangen
Endlich.

Nicht ganz so perfekt

Einsam und stolz
tragen wir uns durch die Zeit
wir haben nie was im Gepäck
wir gehen immer nur zu weit
mit uns ist die Welt was besser
mit uns ist die Welt ganz gut
kommt ein neuer Untergang
machen wir uns
– einfach Mut.

Wenn die Ohnmacht uns killt
müssen wir nicht kapitulieren
weil wir irgendwie ganz gut
miteinander funktionieren

Und keiner weiß
wieso, weshalb, warum
mit uns ist das Rätsel stumm
mit uns ist die Welt was besser
mit uns ist die Welt ganz gut
kommt ein neuer Untergang
machen wir uns
– neuen Mut.

Wenn die Stille mich frisst
klaust du mir meinen Text
ich bin ganz schön perplex
ich muss irgendwie reden
ein bisschen wie du
nicht ganz so direkt

Wenn die Ohnmacht dich killt
kann ich es nicht akzeptieren
kann nicht kapitulieren
ich muss irgendwas tun
schau nicht dabei zu
bin bisschen wie du
nicht ganz so direkt
nicht ganz so perfekt

Einsam und stolz
tragen wir uns durch die Zeit
wir haben nie was im Gepäck
wir gehen immer noch zu weit
mit uns ist die Welt was besser
mit uns ist die Welt ganz gut
kommt ein neuer Untergang
machen wir uns
– neuen Mut.

Und keiner weiß
wieso, weshalb, warum
mit uns ist das Rätsel stumm
mit uns ist die Welt was besser
mit uns ist die Welt ganz gut
kommt ein neuer Untergang
machen wir uns neuen Mut
mit uns ist die Welt was besser
mit uns ist die Welt ganz gut

nicht ganz so direkt
nicht ganz so perfekt
nicht ganz so perfekt

Mission am Reichstag

Nach über 15 Jahren
bin ich heute wieder in
BERLIN
die Bundeshauptstadt
fühlt sich an wie
LITTLE NEW YORK
breite Straßen
krasse Häuser, nur
alle halt nicht
so hoch

in der Axel Spr. Straße
vergesse ich mich kurz
selbst

warum vergessen sich
andere nicht

nach Gesprächen
laufe ich zum Reichstag
letzte Woche noch im
Unterricht besprochen
heute schon da
da erkennt man den
Mensch der Tat!

es ist ziemlich diesig
bald wird es regnen
in einem Café
wird man mich für
einen Amerikaner
halten
..
vor dem Reichstag
laufen ich & meine
weißen Schuhe
über die braune Wiese
ich höre ein paar Lieder
Mütze, Kopfhörer, Kapuze
diesen Mann muss man
ansprechen wollen!

einer tut es wirklich
ein älterer Herr aus
Baden Württemberg
früher A14, A15 abgelehnt
„Die ganze Fahrerei!“
3500 Euro Pension
2500 verjubelt er
„70% Beihilfe bei Krankheit
auch für die Frau, die nie
für den Staat gearbeitet hat
und selbst auch noch eine
Rente von 1000 Euro hat“
er lächelt

der Vermessungstechniker
Volksschule, dann Aufstieg
obwohl die Eltern Angst hatten
dass sie dem Sohn beim Englisch
nicht helfen könnten, aber dann
trotzdem Aufbaugymnasium
Karriere, ein echter Erfolg

auch diverse Ländereien geerbt

vor dem Bundestag erzählt er mir
dass er keine Parteien mehr wählt
es sei ja so, dass die nicht an Gott
glauben, aber der schaue durch
Jesus auf uns herab

Freikirche, ob ich davon
schon mal gehört habe;
ich erinnere mich an
solche Gespräche
und bin nicht unvorbereitet
ich denke mir: „Aha, da
bin ich wieder an einen
Missionar geraten oder
wie mein Opa es nannte
‚die Bibelforscher‘ verwalten
Wahrheiten exklusiv!

tatsächlich war der Mann
auf der Grünen Woche und
schreibt jetzt für eine Zeitung
so als „Hobbyjournalist“, das
ist mir sogar sympathisch

TREFFEN SIE HEUTE
DEN PRINTFLUENCER
KAFFEEFLECKEN
INKLUSIVE


AFRIKA, da ist er
engagiert und hilft
das Elend sei groß
die hätten nix, aber
MÜLL³

er versuche da
ein bisschen was
zu machen, bringt
z.B. Fußballtrikots
hin; am Zoll sei er
gefragt worden
ob er einen Laden
aufmachen wolle
er will die Trikots
aber verschenken
ich werde kurz
nostalgisch
und
sentimental

er meint es wirklich gut
dem Zollmenschen
habe er einfach 50 Euro
als value genannt und
die Zollgebühren
habe er dann bezahlt
„Die alten Trikots sind da
der absolute Renner!“

eine versteckte
BIBELGESCHICHTE?

er erinnert daran
dass der Kolonialismus
ein heikles Erbe sei
gerade in Deutschland!

er lächelt sehr ehrlich

als ich ihm sage
dass seine Beschreibung
Afrikas aber auch eine
koloniale Perspektive sei
da stockt er – und stimmt
zu; ich ergänze, dass
sich die Menschen
idealerweise selbst
helfen können

dann erzählt er davon
dass er denen so Bändel
mitbringt, hier brauche
sie halt niemand

nach dem Gespräch
denke ich
der bringt denen
den Müll
und beschwert sich
dass die so viel
Müll haben

vermutlich bin ich
zu streng
wer spricht hier jetzt
Colonial German?

CCAA ist der rekonstruierte Name der römischen Kolonie im Rheinland, aus der sich die heutige Stadt Köln entwickelt hat. BORN IN BERGISCH GLADBACH


plötzlich sagt
der Mann es selbst
er sei „hier auf Mission“
unterwegs
ich sage ihm
dass er bei mir
an der falschen
Adresse sei
ich sei
UNMISSIONIERBAR
und denke an amerika

auf der nonverbalen Ebene
sieht man sofort, dass ich
heute einen guten Tag habe
ich bin ziemlich überzeugend
er schaut mich an und durch
seine Körpersprache gesteht
er, dass er keine Schnitte hat
aber er gibt nicht auf
oder findet das Gespräch
einfach nur nett
wie ich übrigens auch!

meine Mission sei
inzwischen beendet
das gestehe ich ihm

katholisch sei ich
irgendwie
aber in erster Linie
sei ich Wissenschaftler
DER MICH ERRETTET
VOR MEINEN FEINDEN!

er streut immer wieder
mal ein paar Bibelverse
ein, ich bin enttäuscht
dass sonst nichts kommt
er habe keine Angst vor
dem Tod, dem Danach
da muss doch was sein
SEIN SEIN SEIN

ICH BIN BIN BIN
glücklich, keine
Freikarte ins Himmelreich
gesucht – danke!

am Tag danach werde
ich denken, dass ich
wieder gnadenlos
realistisch war
der alte Mann denkt
über den Tod nach
und sucht Halt in
der Religion und
eine Aufgabe in
Afrika
er hat sein Zimmer
bei einer christlichen
Einrichtung über das
Internet gefunden
und seiner Frau ein
Foto vom Café aus
dem Adlon geschickt
nachdem er die
Grüne Woche
besucht hat
um als Hobbyjournalist
darüber zu schreiben
der Mensch braucht
eine Beschäftigung
dann fährt er nach
Hause, ab und an
geht er zum Fußball
mit seinem Sohn

eigentlich ein
nettes Gespräch
am Ende spricht er
sogar den FC an
und sagt, dass er
mit seinem Sohn
immer mal zur Eintracht
fährt, aber es sei schwer
mit den Tickets

ich versuche mal
DIE ANALYSE
er spricht mich an
wir kommen ins Gespräch
er fährt heute noch mit dem
Auto zurück, er war im Adlon
zum Frühstück, nicht das
Buffet für 83 Euro
Kaffee und Croissants
immerhin satte 11 Euro
er handelt mit der
„schwäbischen Bedienung“
(wir kommen ja beide
aus dem Süden)
Butter und Marmelade
zusätzlich aus und
nimmt ein Glas davon
mit, er holt es aus
der Jacke und zeigt
es stolz. Ich sage
zu ihm, dass ich
das für eine ziemlich
‚deutsche‘ Eigenschaft
halte und lächle.

Das
DEUTSCHE
verbindet er
mit dem Glauben
an das Wirtschaftswunder
alle seien von Wohlstand
und Wachstum befallen
eine Ideologie sei das
die Menschen rennen
hinter etwas her
gottlos
handwerklich sei in der
Politik nichts zu holen
da seien einfach nur noch
inkompetente Kameraden
und Frauen am Werk
aber es kämen keine
guten Ergebnisse
heraus

ich frage mich
durch wen Gott
jetzt auf den
REICHSTAG
schaut und
verweise
auf KANT


es geht halt alles
irgendwie durcheinander
der Traum der alten Welt
Ordnungen des 20. Jhs
die Wünsche und Träume
die sich alte Menschen
ermöglichen konnten
ihre Kinder und Enkel
reisen bedingungslos
durch die Welt ohne
Geschichte […]
die ‚Deutschen‘ regen
sich hier und in ‚Afrika‘
darüber auf, dass Dieda
nicht arbeiten
arbeit macht frei
noch immer
since nineteen
drei&drei


ich streue kurz ein
dass seine Vorstellung
von Arbeit „sehr deutsch“
sei‚ aber darauf reagiert
der Mann gar nicht
Arbeit ist ein Thema
über das man in
Deutschland nicht
spricht, nicht kritisch

ARBEIT IST EIN MEISTER AUS DEUTSCHLAND

ich streue kurz noch
ein, dass ja nicht nur
arme Menschen nicht
arbeiten, sondern auch
Reiche würden ja
meist wenig arbeiten
aber das Argument
zündet so wie Kritik
an schlechtem
Management
man prügelt sich halt
mit den Schwachen


rückblickend
wird mir
eine Sache
besonders
in Erinnerung
bleiben
der nette Mann
der mich vor
dem Reichstag
anspricht
ist ein guter
Gesprächspartner
aber er lebt
in einer völlig
anderen Welt
das bin ich allerdings
gewohnt, kann ja
nicht jeder in
meinem Kosmos
seinen Platz finden
er bringt ein paar
Argumente, die
ich nachvollziehen
kann; er hat einen
Aufstieg gemacht
war Arbeiterkind
hat seine Eltern
und sein Milieu
verlassen, aber
nicht ganz und
er akzeptiert
mich als Gegenüber
er akzeptiert auch
dass ich nicht seine
heutige Mission
bin
und darüber bin ich
froh, er wirkt auf
mich irgendwie lost
in translation to 21c

vermutlich müssen
wir mehr miteinander
sprechen, damit die
Politik und das
Politische wieder
zueinander finden
ey, ich hab’ grade 2 Jobs. Arbeite
krass nich’ für Sinn, sondern für Miete
scheiße Politik, ich nix geerbt!


der Mann ist ein
ehemaliger Staatsdiener
er erkennt den Staat
nicht mehr, er hat sich
massiv entfremdet
obwohl er von allem
profitiert – bis heute
wenn man eine Aufgabe
sucht, warum in Afrika
wo ist die Hürde
DEUTSCHLAND
zu einem Land zu machen
ich frage, warum er sich
nicht demokratisch
engagiert und glaube
er ist einfach kein
Demokrat, sondern
ein dt. Fundamentalist
und dort sucht er den
Halt, der ihm im
rasanten Wandel
der letzten Jahrzehnte
verloren gegangen ist
die Welt ist eine andere
geworden und nicht alles
was er erzählt ist falsch
aber Gott wird uns
nicht helfen, denn
GOD IS A DJ
and she
has a gig tonight

Lass ’ma Zukunft machen
gemeinsam und mit Spaß
nicht mit Hass und Hetze
und friedlich, demokratisch
im Streit –
auch das ist eine dt. Lösung
since 1832 KEINE ZEIT


Im Radio läuft ein Lied aus der Zukunft

Soll denn gar kein Frieden werden,
nimmt der Krieg denn noch kein End?
Unsre Länder sind verheeret,
Städt’ und Dörfer abgebrennt,
Jammer überall und Not,
und dazu auch mehr kein Brot.

Friedrich, o du großer König,
stecke doch dein Schwert nun ein,
denn wir haben nur noch wenig,
was dir könnte dienlich sein.
Alles wüste, alles leer –
Länger geht das so nicht mehr. –

geschrieben in 2071
verf. unbekannt

 

Bauchpinseln

Da geht einer
dahin, wohin
wir alle gehen
irgendwann

ich kenne
die Person nicht
den Menschen
nicht
die Erfolge
stehen für sich
oder ihn
es gebe eine
sportliche
eine
andere
Karriere
sagen
manche

am Ende des Sommermärchens
gehe ich zu Burger King, ich liebe
gerade eine junge Frau und habe
mein Abitur gemacht; es war
eine goldene Zeit

der Journalismus
habe ihn gebrochen
das Erbe zerstört
der Kaiser ist
tot

warum sprechen
wir von einem Kaiser
und warum melden
sich alle Adjutanten
zu Wort, voll des
Lobes – um sich
selbst zu ehren
oder ihn
oder die Macht
die nicht
demokratisch
ist

in einem Koffer
stehen 10.000 Mark
die nicht abgeholt
worden sind

man muss Verantwortung
tragen
gerade in Deutscheland
neben dem Platz
nicht nur
auf ihm

ruhe in Frieden.

Happy Monday

Heute gibt es
gute Laune gratis
für alle, die gestern
noch schlechte
Laune hatten
haben wir heute
im Angebot
2 für 1
2x Lachen
1x glücklich sein
machen Sie
einfach mit und
seien Sie heute
Happy, ganz egal
was gerade ist
nicht ist
oder
nicht wird
alles
wird morgen
wieder sein
machen Sie sich
keine Sorgen
wenn nicht
waren sie
wenigstens
HEUTE
noch mal
richtig
glücklich!

Auf drei geht’s los
1
.
.
.
2
.
.
.
Das könnte Ihr
Lachen sein!

Zur Realität kommen

Es wird immer eine große Aufgabe der Literaturforschung bleiben, aufzuklären, warum die reine Vernunft in Deutschland nie zum Durchbruch gekommen ist.

Da sitzen zwei Gelehrte und streiten sich im Stuhl, sie reden permanent aneinander vorbei. Arbeitnehmer sollen funktionieren, Arbeitgeber und Management bleiben unsichtbar. Schuld ist die Politik, nicht die Wirtschaft. Ein Dritter mischt sich ein und will die Sache erklären, aber er macht die Widersprüche nicht klarer, sondern fügt seinen Nebengesang hinzu.

All das sind studierte Leute, ein Handwerker sitzt daneben, vielleicht ist es auch ein Landlord. Er lacht über die 4-Tage-Woche. Alle sollen arbeiten, immer und überall, damit wir konsumieren und Krieg führen können. Statt Familie und Kinder bekommt man kostenlos Psychopharmaka verschrieben – wenn man eine Therapeutin findet.

Die Argumentation wird durch die vierte Stimme nicht entzerrt. Das kann man so nicht sagen. Der Mann spricht von sich selbst im Konjunktiv und von einer gespaltenen Person. Immerhin erklärt er sich als Bürger und als Landwirt. Seine Worte klingen wie eine kleine Symphonie. Man fragt sich, wann das barocke Streichquartett die Gesänge der leidenden Teufel übermalt.

Der Professor daneben spricht ein paar analytische Aspekte an, aber er hat keine Tafel. Ansonsten will man auch hier und heute nicht zu sehr ins Detail gehen, denn dann wird es natürlich nicht einfacher. Man vermutet keine Kompetenzen unter Anwesenden. Kommunikative Rationalität ist abwesend; aber Leidenschaft ist da und das braucht die Demokratie natürlich auch.

Leidenschaftslos funktioniert das Lobbying. Es kommt als Abgrund hinzu und überlagert das Handwerk und die saubere Politik. Irgendwo werden wieder Prämien gezahlt, damit das Management nicht verdurstet. Klar, jeder will sein Stück vom Kuchen.

Wenn die schwarze Frau in unserem Haus krank wird, kann man sich gar nicht mehr wie eine Prinzessin fühlen. Sie braucht das Bürgergeld als Subvention, da sonst keine Sozialabgaben für sie gezahlt würden. Der Staat übernimmt die väterliche Funktion, aber der Vater steht – wie immer – dafür in der Kritik. Warum ist es so kompliziert, Geld einfach durch ehrliche Arbeit und offiziell zu verdienen?

Juristen sind überfordert, es ist alles zu viel Geschwindigkeit, falsche Verfahren und veraltete Technik. Außerdem hat die KITA geschlossen, da wird schon wieder gestreikt. Die Leute da sind wirklich eingebildete Arschlöcher, was die sich erlauben! Aber klar, Niveau lernt man nicht in der Hauptschule… sondern nur durch die Verbindung.

Bildung könnte das Geld nicht wert sein, dass Akademiker aktuell damit verdienen. Der Strukturwandel fordert Innovation und Entwicklungskompetenz, damit die rechte Horde sich selbst remigriert. Da muss mal jemand anpacken können, auch wenn der Chef gerade seinen Benz polieren lässt. (generisches Maskulinum, autokratisches Kontinuum)

Die Demokratie ist ein Wimmelbild ohne Zeichner. Wie soll man da die demokratischen Mitmenschen finden. Alle Bürger:innen sind wie eine aufgescheuchte Herde im dreißigjährigen Krieg. Niemand hat mehr Durchblick keiner strahlt durch Mündigkeit. Aber ich habe immer erfolgreich funktioniert! Schlecht, wenn man den Misserfolg selbst schon nicht mehr erkennt. Die gefühlte Menschheit lebt in ihrem Erwartungshorizont für geburtenstarke Jahrgänge. Wenn mal gerade keiner da ist, bricht alles zusammen. Ohne Zukunftskompetenz ist jede Echokammer ein totes Meer.

money, money, money ruling
who has it all enjoys in silence
who has it not remains in talk
who has the work, but argues
slightful will get their death
by news and fork

Elitenkritik ist rechts (oder links)
Machtkritik ist es auch
die Ohnmacht ist – nicht da
alle Wünsche wurden Weihnachten
erfüllt. (Außer bei der A*D und ihren
Freund:innen, dort bereitet man
schon die nächste Kampagne vor
damit man seine Endzeitphantasie
endlich vom Rauch zur Tat macht;
Medienvertreter werden nicht
eingeladen, aber erfahren davon
damit man in der Presse sichtbar
bleibt; so bestimmt man
eine Debatte!)

Wirtschaftskritik ist antisemitisch
wenn 5 Banken in der Kritik stehen
befragt man den Diskurs, was mit
den Roths* in Wien passiert ist
die Geschichte redet ins Gewissen
was ist aber mit den anderen 4

hier überlagert lautes Nachdenken
die Stimme(-ung) des Verfassers

Die Juden sind Menschen
Die Palästinenser auch
Alle Menschen sollten auf der Welt
miteinander leben, Kriege sind eine
Katastrophe; warum haben die
großen Männer der Geschichte
ihre Hausaufgaben vergessen
…weil man sie trotzdem wieder
einstellt und regieren lässt;
ich befürchte, die Menschheit
ist schlichtweg etwas dumm
und naiv, besonders dort, wo
man glaubt, dass man klug ist
weil man durch drei Prüfungen
gegangen ist. Einzelfälle
belegen das Gegenteil.

Alles läuft durcheinander, alles läuft gegeneinander und am Ende wird alles an einer Stelle kritisiert. Realistisch betrachtet, scheitern alle Beteiligten an ihrem eigenen Weltbild, an ihrem überholten Bildungsbegriff und an einem Herrschaftsprinzip, das Führung mit dem Brockh* lernt (und durch außerschulische Nachhilfe).

In der Schule spielt derweil ein gelangweiltes Genie ein Onlinegame und kackt in eine Toilette, die 1948 dort händisch verschraubt worden ist.