Innen fühlt es sich so an

Es gibt keinen Fortschritt. Aber man lernt – damit zu leben. Muss. Der Wohlstand trinkt Glühwein. Der Spießbraten tropft. Im Zucker lacht das Zahnarztgesicht und die Fratze begegnet einem im omnipräsenten Maskenball ständig.

Innen fühlt es sich gut an. Sicherheit. Gewissheit. Man findet zu sich, wer oder was auch immer das ist oder da. Die Suche nimmt kein Ende. Das lernt man. Vielleicht ist das Finden das Leben.

*Am Rand führen Menschen Gespräche. Manchmal sind wir mittendrin. Das ›Ich bin es dann auch‹ teilt eine Story auf Insta. Digital jetzt; eben.“

Im Fernsehen läuft eine Doku über Amerika. Ich kriege Fernweh. Aber ich kann auch nicht zwei Leben gleichzeitig leben. Mit dem Einen scheitere ich am Zweiten und hoffe auf das Dritte? So geht die Sache sich nicht gut aus. Widerstand leisten? Erfolgreich; im Kleinen.

Das ›Ich‹ geht Zähneputzen und lacht in den Spiegel. Heute ist ein guter Tag. Hier und in Amerika. Wir denken an beide…

…wird schon irgendwie gehen.

Stehe an der Wand. Blicke in die Stadt. Die Straße hinunter. Dort atmet ein Baum die Jugend der neuen Zeit. Die Menschen gehen an ihm vorüber. Eine Frau führt ihren Hund gassi. Der Pinkelt und markiert seine Revier. Ansprüche werden erhoben. Ein anderer kommt und pinkelt. Im Skat sagt man Kontra. Der Bauer sucht seinen Weg durch die Wirtschaft und bestellt noch zwei Bier. Im Winter ist das Vieh träge. Die Spuren der Arbeit zeichnen den Mann.

Nach einer Stunde steht der Baum immer noch da. Regungslos und wenig eitel. Die Zukunft muss nicht immer eine Last auf den Schultern sein. Frage mich, wo die Schultern beim Baum sind. Die Vögel sitzen darauf und brüten was aus.

Als es dunkel wird, verlasse ich den Ort. Gehe raus, am Baum vorbei. Die letzten drei Stunden wurde viel gesprochen. Ich habe einiges mitgeschrieben. Die Zukunft soll wissen, was hier passiert ist und – was nicht. Ich bin die Moral und das Gewissen. Die Menschen lieben mich. Manche beten mich an. Dann versuche ich immer zu bremsen. Auch ich bin nur ein Mensch. Mit meinen Fehlern, meinen eitlen Übertreibungen und der manchmal naiven Ignoranz. Aber ich meines es gut. Wirklich.

Ein Hund bellt. Ein Auto fährt vorüber. Die Straße glänzt im Mondlicht. Der Regen zeichnet Spuren ins Licht der Laternen. Dann bin ich zu Hause. Gehe ins Bett. Morgen ist ein neuer Tag. Dann, endlich – Zukunft.